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~ Asatru-Gedichte ~

Runenlied

Er drückte sie vor langer Zeit an meine Lippen,
metgetränkte Runen, mehr schmeckend nach
Blut als nach der Süße des Honig.
Er besiegelte sein Geschenk mit einem Kuß...
und ich spürte nie den Stich des Speeres, der folgte.

Runen verschlingen - Er warnte mich einmal,
doch ich entschied mich, nicht darauf zu achten.
Er lockte mich an seine Seite mit all der Geschicklichkeit eines Meister-Jägers,
und es schien besser, Seine Beute zu sein, als Seiner sanft gegebenen Warnung zu achten.
Jene Runen jedoch waren tückische Dinge,
das Bewußtsein zersplitternd in tausend, tausend glitzernde Scherben,
so zahlreich wie die versengenden Blätter des ewigen Baumes...
und zweimal so tödlich.

Ich war immer angezogen von scharfen, glänzenden Dingen,
sogar den aus meinem eigenen Geist gerissenen, rasierklingenhell.
Es wurde mein Verhängnis.
I have noch nicht alle dieser zersplitterten Stücke wieder eingefangen,
denn Er hat noch nicht den Speer zurückgezogen,
und Seine Liebe wurde mein Galgen.

Der Baum ist der größte aller Altäre, und ich erstieg ihn willig,
wie eine Frau ihren Liebhaber...
Doch mein Winden auf ihm hat mehr Ekstase geboren, als sogar ich ertragen kann.
Denn, Er teilt seine Pläne nicht mit mir.
Er lenkt ab durch Geruch, durch Berührung,
durch all die kleinen Dinge, die Liebende tun...
sogar seine Wut läßt mich hungrig zurück, willig teilnehmend
an dem Mord an mir. Und wenn diese Dinge versagen, gibt es immer Schmerz.

Ich bin über Knochen getanzt, um Ihn zu erreichen, und habe unter den Toten geplündert.
Nun gibt es nur das Gesetz des Baumes und Seine Hände, die mich hinunter ziehen...
oder emporheben, ich kann es nicht sagen... der Geruch des Todes ist zu stark.
Eins weiß ich jedoch, es gibt nicht genug Schmerz in allen Welten
um mich von diesem Speer zu ziehen.
Ich würde mich mit blutigen Händen daran festhalten, schreiend, bis ich Ihn wieder erreiche.
Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg; aber wenigstens sind mir von hier aus,
wo die rauhe Rinde des Baumes in meinen Rücken schneidet, alle Wege offen.
Und es scheint, sie führen alle nach Walhall.

© Original: "Rune Song", Galina Krasskova 2005
© Übersetzung: Michaela Macha 2006

Galina Krasskova ist Autorin von "Exploring The Northern Tradition"
und "The Whisperings of Woden". Ihre Homepage

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