Von einem anonymen
Dichter gegen Ende des ersten Jahrtausends in alliterativem Versmaß
in Angelsächsisch geschrieben, ist Beowulf eins der nordischen Epen.
Der Krieger Beowulf siegt als junger Held über Grendel und dessen Mutter.
In späteren Jahren unterliegt bei der Verteidigung seines Volkes gegen einen
Drachen.
Da Schweden und
Gauten die Schwerter kreuzten
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In wütendem Ringen,
war weithin sichtbar; |
Und Ongentheow
wich, der alte Recke, |
Voll Harm und
Schmerz in die hochgelegne
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Feste zurück
mit dem Rittergefolge: |
Er kannte nun
Hygelacs Heldenstärke |
Des Tapfern
Kampfmut und traute sich nicht,
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Dem Seevolk zu
wehren die Siegesbeute, |
Den entführten
Hort, die Frauen und Kinder.
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So wandte der Greis
sich den Wällen zu, |
Seiner Schanzen
Schutz, doch die Schweden verfolgte
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Der Hredlinge
Heerbann und Hygelacs Banner
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Durchflogen das
freie Gefilde schnell, |
Bis die Helden im
Sturm den Verhau erstiegen.
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Hier zwang man den
alten Ongentheow, |
Den grauen König,
den Klingen der Gegner |
Sich zu stellen im
Streit, wo er sterben sollte
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Durch Eofors
Schwert: den ersten Schlag
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Erhielt er von
Wulf, Wonreds Sohne, |
Daß dem Edling das
Blut aus den Adern spritzte
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Unterm schneeigen
Haare; doch schreckte das nicht
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Den greisen
Scylfing, der schnell vergalt
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Den derben Streich
mit doppelter Münze, |
Zum Feinde sich
wendend mit flinkem Ausfall;
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Da konnte Wonreds
wackerer Sohn |
Nicht hurtig genug
dem Hiebe begegnen: |
Es durchschlug ihm
den Helm auf dem Haupte der Greis,
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Daß er blutbedeckt
zu Boden stürzte; |
Doch nicht war dem
Tapfern der Tod beschieden,
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Er erholte sich
bald, als verharscht war die Wunde.
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Doch Eofor schwang
nun sein altes Schwert, |
Die breite Klinge,
den Bruder zu rächen, |
Vom Schilde
gedeckt, und zerschmetterte gänzlich
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Des Königs Helm,
das Kunstwerk der Riesen: |
Da fiel des Volkes
fürstlicher Hüter, |
Zu Tode getroffen.
Treue Gefährten |
Verbanden
inzwischen des Bruders Wunde
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Und führten ihn
fort, - die Feinde machten
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Nicht weiter den
Siegern die Wahlstatt streitig.
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Doch Eofor raubte
Ongentheows Panzer, |
Das köstliche
Schwert, den zerklobenen Helm,
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Und brachte dem
Hygelac des Helden Waffen.
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Der nahm die
Spende, versprach dafür |
Herrlichen Lohn
und hielt sein Gelübde: |
Denn den Kampf
vergalt der König der Gauten,
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Hredels Sohn,
als er heim gekommen, |
Den edlen Brüdern
überreichlich; |
Es erhielt jeder
hunderttausend |
Schilling in Land
und schimmernden Ringen, |
Und der Männer
keiner im Mittelgarten fand zu hoch den Preis für das Heldenwerk.
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Seine Huld zu
beweisen, gab Hygelac auch
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Dem Eofor zur Ehe
die einzige Tochter, |
Seines Hauses Sonne.
- Haß und Feindschaft |
Schwuren uns damals
die Schweden, die sicher |
Die Fehde erneu'n,
wenn des Fürsten Tod |
Sie erfahren, der
stets, der gefürchtete Streiter,
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Schatz und Reich
vor den Rächern schützte, |
Des Volkes Wohl
zu fördern wußte |
Und als Held sich
erwies bis zum höchsten Alter.
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Nun ist Eile
geboten, den edlen König, |
Der so reichlich
stets uns Ringe gespendet,
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Heimzuholen,
die Hülle des Toten |
Auf dem
Holzstoß zu betten. Den Herrlichen soll
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Nicht ein einzelnes
Stück in die Erde begleiten:
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Den ganzen Schatz,
des schimmernden Goldes |
Unendliche Fülle,
durchs eig'ne Blut |
So teuer erkauft
von dem tapfern Herrscher,
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Verzehre das Feuer,
die züngelnde Flamme! |
Kein Krieger trage
der Kleinode eins |
Zu des Helden
Gedächtnis, der holden Jungfrau
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Schneeigem Hals
sei der Schmuck versagt, |
Da mancher jetzt,
der Mittel entbehrend, |
Arm und bekümmert
ins Elend hinaus muß, |
Seit der Lenker des
Heerbanns das Lachen aufgab,
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Die muntre Weltlust. Am
Morgen schon |
Wird künftig der
Krieger den kalten Speer |
Mit den Händen
ergreifen, die Harfe erweckt
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Die Degen nicht
mehr, nur der dunkle Rabe,
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Der spricht vieles
aus über den Todgeweihten,
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Krächzt über
Leichen und kündet dem Adler
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Vom erwünschten
Fraß, den der Wolf mit ihm teilte.'
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So trug der Tapfre
die Trauerbotschaft |
Den Lauschenden
vor: von erlog'nem war |
Nicht vieles darin. Das
Gefolge erhob sich |
Und alle eilten
zur Adlersklippe, |
Mit weinenden Augen
das Wunder zu schauen.
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Da lag auf dem Sand
der entseelte Leib |
Des Recken, der
früher die Ringe verteilte:
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Es hatte des Lebens
letzten Tag |
Der Held erreicht,
dahingerafft |
Vom Wundentode,
der Wettermark Herrscher.
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Sie sahen nun auch
das seltsame Untier, |
Den eklen Wurm
gegenüber dem König |
Auf das Feld
gestreckt: der Feuermolch war
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Versengt von der
Glut, der grimmige Drache;
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Wohl fünfzig Fuß
war des furchtbaren Unholds
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Volle Länge,
der früher die Lüfte |
Zur Nachtzeit
durchstrich und dann nieder sich senkte
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Zum Hort in der
Höhle; nun hielt ihn der Tod
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In festen Banden,
erfüllt war sein Schicksal. -
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Im Kreis umgaben
ihn Krüge und Becher, |
Kannen und
Schüsseln, auch kostbare Schwerter,
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Zernagt vom Rost,
da sie nutzlos geruht |
In den Tiefen der
Erde durch tausend Winter;
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Denn einst ward der
Erbschatz, der ungeheure, |
Der Ahnen Gold,
in der Urzeit Tagen |
Durch Zauber
geschützt, daß den Zugang keiner
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Zum Ringsaal fand,
dem der reiche Gott |
Die Wege nicht
wies, der Walter des Sieges,
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Das geheime Verließ
des Hortes zu öffnen |
Dem Recken allein,
den sein Ratschluß erkor.
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