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~ Altnordische & Klassische Gedichte
& Volkslieder~
Die
Merseburger Zaubersprüche
Die Merseburger Zaubersprüche heißen so nach dem Ort ihrer Überlieferung: Sie wurden 1841 entdeckt
in der Bibliothek des Domkapitels Merseburg, in einer aus Fulda stammenden theologischen Handschrift des 9./10. Jahrhunderts (Handschrift: Merseburg Domkapitel Cod. 136 S. 85a).
Beide sind in stabreimendem Langvers, in einem Ostfränkischen Dialekt des
Althochdeutschen.
I
Eiris sazun idisi, sazun hera duoder
suma hapt heptidun, suma heri lezidun
suma clubodun umbi cuoniouuidi:
insprinc haptbandun, inuar uigandun.
I
Einst saßen Frauen (vgl. Disen),
setzten sich hierher [und] dorthin.
Einige (vgl. engl. "some") banden (wörtl.: hefteten) Fesseln,
einige hielten das Heer auf,
einige lösten ringsumher
die (Todes)Fesseln:
Entspringe [dem] Fesselband,
entflieh den Feinden!
Anmerkung: Der erste Zauberspruch ist eine Art „Lösesegen“. Er beschreibt, wie eine Anzahl „Idisen“ (walkürenartige Frauen) auf dem Schlachtfeld gefangene Krieger von ihren Fesseln befreit. Den eigentlichen „magischen“ Spruch stellt die letzte Zeile mit „Entspring den Haftbanden, entfahr den Feinden!“ dar, der die Krieger erlösen soll.
II
Phol ende Uuodan uuoron zi holza.
du uuart demo Balderes uolon sin uuoz birenkit.
thu biguol en Sinthgunt, Sunna era suister;
thu biguol en Friia, Uolla era suister;
thu biguol en Uuodan, so he uuola conda:
sose benrenki, sose bluotrenki,
sose lidirenki:
ben zi bena, bluot zi bluoda,
lid zi geliden, sose gilimida sin.
II
Phol und Wodan
ritten ins Holz.
Da wurde dem Fohlen Balders
der Fuß verrenkt.
Da besprach ihn Sinthgunt
und Sunna, ihre Schwester;
da besprach ihn Frija
und Volla, ihre Schwester;
da besprach ihn Wodan,
wie nur er es verstand:
Sei es Knochenrenke,
sei es Blutrenke,
Sei es Gliedrenke:
Knochen zu Knochen,
Blut zu Blut,
Glied zu Gliedern,
als ob geleimt sie seien.
Anmerkung: Nur „Uuôdan“ (Wodan, Wotan, Odin) und „Frîia“ (Freya, seine
Gemahlin) lassen sich identifizieren. Bei den anderen Namen ist nicht einmal sicher, ob es wirklich Namen von Göttern sind, da verschiedene Interpretationen ihrer Übersetzung zu finden sind.
Übersetzung: Wikipedia.
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