~
Asatru-Gedichte von mir ~
Neunte Nacht
Eisig der Wind zwischen den Welten
Als ich am Namenlosen hing;
Lange hatten die Blätter geflüstert:
"Sucher, willst Du noch mehr ?"
Teuer erkauft´ ich den Wunsch meines Herzens,
Nicht leicht bezahlt´ ich den Preis;
Furchtbar war´s, das Verlangte zu wagen:
Mich selber zu opfern mir selbst.
Baumelnd in den Launen des Windes
Entwurzelt hing ich am Baum;
Durchbohrend mich schmerzte der bittere Speer,
Doch mehr noch nach Weisheit mein Wunsch.
Sie reichten kein Wasser mir; brennend der Durst,
Mein Verlangen nach Wahrheit noch mehr;
Hungernd, doch mehr mit der Seele ersehnend
Durch Wissen gesättigt zu sein.
Sengend die Sonne während der Tage,
Endlos und einsam die Nacht,
Von der lichtlosen Leere verschlungen, als ich
Allein mit dem Tode rang.
Mein Geist durchmaß der Geheimnisse Gänge -
Mein Körper wand sich am Baum;
Meine Seele errang alle Weisheit der Welten -
Mein Blut rann die Rinde herab.
Mich selber gebend, gewann ich mir alles,
Aus Sterben ins Leben gelangt;
Verwundet war ich - Heilkunst erlernt´ ich:
Wohl ward und weise ich da.
Mit wortlosem Schrei die Welten erschütternd,
Fiel ich, von den Fesseln befreit,
Durch einen Abgrund aus wildem Glück
In der Erde Umarmung hinab.
Ich ritt auf dem Baum - er wurde mein Pferd,
Alle Rätsel und Runen ich sing.
Und wirst du, Weisheitssuchender, wagen den Baum
Wenn er flüstert:"Willst Du noch mehr?"
© 2005 Michaela Macha
- Ihr dürft meine Gedichte gerne
privat ausdrucken und verwenden. Falls Ihr etwas weiter verbreiten wollt
(posten, drucken etc.) geht das i.d.R. in Ordnung, aber bitte fragt
mich vorher. Danke! -
[ Zurück ] [ Home ] [ Nach oben ] [ Weiter ]
|