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Asatru-Gedichte von mir ~
Zwischen zwei Feuern
Odin prahlte: "Von all meinen Herrschern
ist Geirröd der größte durch mich!"
Frigga erwiderte: "Freigebig nicht,
sondern geizig ist er zu Gästen!"
Dann schickte sie warnende Worte an Geirröd:
"Bald bringt ein Arger dir Übles!"
Wie Odin als Gast zu Geirröd kam,
band ihn der König mit Ketten.
"Wie ist dein Name? Was hast du vor?"
fragte der König voll Furcht.
Der Gast sprach einzig: "Grimnir heiß ich",
doch sagte nichts mehr danach.
Da warf ihn Geirröd als grausame Folter
gefesselt zwischen zwei Feuer,
daß ihn reden hieße der Hitze Qual:
doch Grimnir saß schweigend und grimmig.
Es brannten die Feuer volle acht Tage,
doch sagte er keinen Satz;
Es flackerten heiß die Flammen acht Nächte,
doch äußerte er nicht ein Wort.
In seinem guten Auge glimmte die Wut auf
und stieg mit der glühenden Glut;
empor an der Wand wuchsen die Schatten
so schwarz wie sein anderes Auge.
Von allen dort wagte Agnar allein es,
Grimnirs Leiden zu lindern;
der Königssohn gab dem Gast ein Horn,
gefüllt mit frischem Ale.
Da sprach Grimnir: "Größre Belohnung,
Agnar, erntest du nie mehr
für einfaches Ale, für einen Trunk:
Heil dir als König der Halle!
"Laß ab, Feuer; Flammen, verlöscht!
Ihr sengt meines Mantels Saum!
Geirröd, du Tor, getäuscht durch Frigg,
du heischst meinen Namen? Dann höre!
"Blender bin ich, Baleyg wurd ich,
Bölwerk werde ich bald,
denn Oski bin ich für all die meinen,
doch Ygg den ehrlosen Herrschern.
"Weggewohnt kam ich als Wanderer her,
als Grimnir war ich dein Gast;
Haptagud hieltest in Haft du fest,
nun Maske ab: Ich bin Odin!
"Vergeblich ist Reue, Geirröd, zu spät:
Verliere nun Leben und Thron!
Dein eigenes Schwert erschlägt dich jetzt,
und dein Blut rinnt über den Boden."
© 2007 Michaela
Macha
- Ihr dürft meine Gedichte gerne für
Euch selbst privat
ausdrucken und verwenden.
Falls Ihr etwas weiter verbreiten wollt (im Internet, für Rituale o.ä.),
bitte fragt
mich vorher. Danke! -
Stabreimende Versform: "Liedmaß"
Ljodhahattr.
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