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~ Asatru-Gedichte ~
Eine Saga vom Weg der
Menschen
So geschah es denn, dass anbrach in den Landen des Nordens eine Zeit der Not und des Unheils.
Krieg überzog die Lande, Hunger und Tod suchten heim die Menschen, Sippen zerbrachen, viele wurden zum Neidling.
Führer und Fürsten - von den Göttern bestimmt zu leiten das Volk - sie strebten nach Macht, geblendet durch des Goldes Schein.
Erloschen das Licht der Herdfeuer, verdunkelt das Heil - nah schien Ragnarök.
Doch Allvater sprach, und auf sein Geheiss machten sich auf Hugin der Weise und Mugin der Kluge.
Seine Raben, sie zogen durch die Lüfte, hoch über Midgards Fluren.
Zu suchen nach jenen, denen nicht fremd geworden, was des Menschen Leben sollt erfüllen zu allen
Zeiten.
Ehre, Tapferkeit und Treue - gar wenigen war´s noch bewußt, was des Menschen Geist sollt prägen
und ihn führen zu dem Heil, das ihm bestimmt.
Durch der Wolken Fülle strebten sie; unter sich das Land, bedeckt von Dunkelheit.
Selten hielten sie inne, wenn ein Licht glimmend sie sahen in der Schwärze der Nacht.
Dann stockte ihr Flug, glitten herab die Raben. Zu schauen, wes Menschen Geist dies Licht noch erfüllte,
durchdringend die Nacht über Midgard.
Mal war´s ein Mann, der nicht aufgehört, der Götter Rat zu suchen, mit Opfern diesen zu danken.
Mal eine Frau, die, widerstrebend der Schwärze, bewahrte die Liebe zur Sippe, zu den Kindern.
Doch weiter ging Hugins Suchen, fortführte Munin seinen Weg. Nicht diese waren´s, die zu finden Allvater ihnen aufgetragen.
Schon waren nah die Grenzen Midgards, schien es, als blieb ihr Suchen ohne Ziel.
Da sahen die Raben, Hugin der Unermüdliche und Munin der Nichtrastende, ein Licht aufflammen in der Finsternis.
Gleissend durchbrach es die Dunkelheit, erhellte weitum die Wälder und Felder - nicht ließ es die Lande verborgen.
Es eilten herab die Boten Siegvaters, zu schauen des Lichtes Quell.
Einen Ort sahen sie, ein mächtiges Dorf, fest und geschirmt durch hölzern hohen Wall.
Es flammten Fackeln dort und Krieger schritten wachsamen Auges.
Inmitten des Kreises des Walles erblickten sie der Hütten viele - Herdfeuer brannten in ihnen, Wärme schenkend in der Nacht Dunkelheit.
Hoch erhob sich über ihnen ein Langhaus, eines Königs würdig. Mit festen, hohen Wänden, breitem Tor,
verziert des Daches Ränder mit der Greifen und Drachen Gestalten.
Hell leuchtete es aus der Halle, hell von vielen Flammen. Hugin und Munin glitten nieder, durchschlüpfend des Daches Gebälk.
Voll Staunen blickten da des Odins Raben. Des Lichtes Fülle und Vollkommenheit -
nicht Quelle war der Fackeln und der Leuchten Zahl.
Voll Menschen war die Halle und des Menschen Geist, er war´s, der dieses Leuchtens Ursprung.
Sie hörten Worte und die Stimme eines Mannes, voll Festigkeit und hehrem Klang.
Auf einem hohen Sitze - einem Throne gleich - er saß und sprach zu einem, der zu seiner Rechten.
"Mein Sohn, wohl hör ich Tapferkeit und Mut aus deiner Rede Worte.
Nicht fürchtest du des Streites Toben und des Schwertes Schneide.
Doch nimmer war´s gewesen, daß verschlossen waren unsres Jarltums Grenzen denen, so in Not.
So magst du denn mit meinem und der Götter Segen wohl streiten
gegen die, die unsre Feinde und wehren jenen, deren Sinn nur Mord und Rauben.
Doch all die, so des Schutzes und des Brotes mangeln; all jene, die bewahrt der Götter Angedenk -
sie seien uns willkommen, auch in diesen Zeiten!"
So sprach der Jarl und seine Rede war gar wohl gehöret.
Des Sohnes und des Volkes Häupter neigten sich, Zustimmung zollend seiner Worte Weisheit.
Hoch strebten da die Raben eilgen Fluges; Walvaters Halle war ihr Ziel.
Nicht Müdigkeit noch Mattigkeit ließ sie verweilen, bis angelangt sie an dem Sitze Odins.
Zu seines Hauptes Rechten niederließ sich Hugin, zu seiner Linken Munin gleichmaß und raunend ihre Botschaft drang zu ihm.
Als sie geendet, da erhob sich Odin. Sein Ruf erging an aller Götter Schar.
Herbeigeeilt sie kamen raschen Schrittes, zu hören des Allvaters Rat.
Der Donnerer nahm Sitz in seiner Nähe - Thor, mit dem Mjölnir stets bereit.
Tyr sah man kommen schnellen Ganges. Nicht zögerte Freyr, daß er käm hinzu.
Selbst Heimdall ließ von seiner Wacht.
So ward gefüllet denn die hohe Halle. Gar selten ward gesehen solch ein Bild - der Götter und der Göttinnen alle,
vereint zum Rate, suchend Midgards Heil....
©
Wolfgang (Fjölnir) Weber
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