~ Asatru-Gedichte ~
Am Baum
Ich sagte, ich fürchte den Schmerz.
Ich bekam nur eins gesagt: "Brenne."
Ich sagte, ich fürchte, alles zu verlieren, was mir lieb ist.
Die Antwort war die gleiche: "Brenne."
Ich sagte, ich fürchte, ein Freak und Ausgestoßener zu werden,
mich selbst zu verlieren, meinen Platz in Midgard.
Wieder entgegneten mir knappe Worte: "Es ist egal. Brenne."
Also pflückte ich drei brennende Blätter von dem Baum aus der Wurzel der
Zeit.
Immerhin, wenn er ein Auge geben konnte,
konnte ich wenigstens versuchen, das Feuer zu wagen.
Ich legte die Blätter auf meine Zunge, schluckte den flammenden Brand.
Und das Feuer nahm mich. Es verwurzelte sich in meinem Blut. Es verzehrte mein
Herz.
Ich stand in seiner Flamme.
Und ich brannte.
Ich habe keinen Frieden gehabt seitdem,
keinen Tag, an dem mein Herz nicht nach Flamme schmeckte.
Keinen Tag, an dem ich nicht sein Schicksal und seinen Schmerz teilte.
Es ist egal. Er hatte recht.
Das Brennen ist süß.
© Original: "At the Tree", Galina Krasskova.
© Übersetzung: Michaela Macha
Galina Krasskova ist Autorin von "Exploring
The Northern Tradition"
und "The
Whisperings of Woden". Ihre Homepage.
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