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~ Asatru-Gedichte ~

Odin 

Er wanderte auf dem Strand in der Morgendämmerung der Zeit
Zwischen Gestalt und Ungestalt
Und fand zwei Holzstöcke,
Gab ihnen Atem und Wesen.

Sie kamen aus den Tiefen des unendlichen Meers
Angeschwemmt auf den Strand des gnadenloses Lichts
Er gestaltete sie mit den Händen eines Meisters
Und stellte sie auf den Pfad des Lebens.

An einem windgepeitschten Baum, dessen unendliche Wurzeln
Sich in jenem vergessenen namenlosen Bereich verlieren,
Hing er und starrte in die Tiefen
Und schrie, als er die Runen aufnahm.

Gedanke und Gedächtnis hüpfen und scharren;
Ihre Schreie hallen wider das Stöhnen des Gehängten.
Geri und Freki streifen über die Stoppeln
Und saugen das Mark vom Schlachtgewinn.

Das innere Auge, das die dahintreibenden Träume
In der Quelle des Gedächtnisses sieht: Etwas, verloren
In einem dunklen Reich, erringt eine Welt von Licht
Auf der anderen Seite des Gewebes.

In dem unwegsamen Land der Schatten
Das bewaldete Tal, wo der Sturzbach des Blutes
Donnert und schäumt unter den dunklen Felsen,
ist der einzige Führer das Auge, das sich inwärts wendet.

Die Helden von dämmerigen alten Kriegen
Folgen ihm auf den Geistenwegen
Über das Land unter den Wintersternen,
den Sternen, die sich immer um den Pol drehen.

Er führt die wilde Jagd durch die Jahre
die wilden Gänse rufen, der Wind schreit
Krieger und wilde Frauen reiten in seinem Gefolge,
Reiten auf dem Ingrimm des Gewitters.

Sein graues Ross wird manchmal gesehen
Im Schatten von Männer, die einen Leichnam zu Grabe tragen
Denn er ist es, der zwischen der Welten wandert
Und die Toten auf den Pfaden der Nacht leitet.

Zwischen zwei Feuern fesselten sie ihn
Der Maskierte, wandernd verstellt übers Land;
Er verkündete ihr Schicksal und loste ihr Wyrd
Und sprach seine Weisheit zu achtlosen Ohren.

Er stahl den Met der Dichtung, seine Adlergerissenheit
Ergriff das Geschenk aus Suttungs Kessel
Und gibt einen Tropfen an Dichter, Irre und weise Menschen
Auf manchen Bergen.

Der lange dunkle Weg erstreckt sich in der Nacht
Und der Vermummte geht allein.
Sein Hemd aus Wolfsatem schimmert im Mondlicht
Seinen Hut aus Spinngewebe tief vor die Augen gezogen.

© Yvonne Aburrow

The Yew Tree

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