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~ Asatru-Gedichte ~

Odins Auge

Odin mußte es nicht aufgeben,
wißt ihr,
mußte nicht diese nordische Kugel herauspflücken,
diesen Gobstopper, dessen Zwilling, sagt man,
die Sonne war.

Er mußte es nicht aufgeben
denn er war der Chef der Götter, wißt ihr,
und Rang hat schon seine Privilegien;
doch Mimir der Zwerg sagte,
es sei das mindeste, was er tun könne
um vom Weisheitsbrunnen zu trinken.

Also "plop" kam es heraus aus der Höhle,
und Odin bekam seinen Trunk.
Stürzte er ihn hinunter und leckte sich die Lippen,
oder genoß er ihn Tropfen für Tropfen?
Oder war er vielleicht
zäh und bitter
und roch nach dem Grab?

Odin starb später natürlich,
wie alle nordischen Götter.
Die Frostriesen haben sie besiegt.

Der einäugige Odin war da schon weise und sah es kommen;
doch wenn dein Schicksal ist, Wolfsfutter zu werden,
ist es dann nicht besser, all deine Glieder
in fröhlicher Unkenntnis zu besitzen,
als zu wissen, daß alle Mythen wie Gras sind,
daß sie welken und vergehen wie Blätter am Baum?

Und was war überhaupt drin
in diesem Kelch, der ihn weise machte
über Leid und Schmerz und Geduld hinaus
und all die geliebten Dinge, die wir wegwerfen müssen
um so weise zu sein wie Zwerge ?

© Original: "Odin´s Eye", David Hartman
© Übersetzung: Michaela Macha

Bild: © Madeline von Foerster 2004, "Odin Exchanging His Eye for Wisdom", Detail, Öl auf Holz.
Benutzt mit freundlicher Erlaubnis. Druck erhältlich bei
Madeline von Foerster Artworks.

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