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~ Die Prosa-Edda Online ~
  In der Übersetzung von Karl Simrock

        Gylfaginning - Gylfis Visionen

11. Da fragte Gangleri: Wie leitet er den Lauf der Sonne und des Mondes? Har antwortete: Ein Mann hieß Mundilföri, er hatte zwei Kinder. Sie waren hold und schön: da nannte er den Sohn Mond (Mani) und die Tochter Sonne (Sol), und vermählte sie einem Manne, Glen genannt. Aber die Götter, die ihr Stolz erzürnte, nahmen die Geschwister und setzten sie an den Himmel, und hießen Sonne die Hengste führen, die den Sonnenwagen zogen, welchen die Götter, um die Welt zu erleuchten, aus den Feuerfunken geschaffen hatten, die von Muspelheim geflogen kamen. Die Hengste hießen Arwak und Alswid, und unter ihren Bug setzten die Götter zwei Blasebälge, um sie abzukühlen, und in einigen Liedern heißen sie Eisenkühle. Mani leitet den Gang des Mondes und herrscht über Neulicht und Vollicht. Er nahm zwei Kinder von der Erde, Bil und Hiuki genannt, da sie von dem Brunnen Byrgir kamen, und den Eimer auf den Achseln trugen; der heißt Säg und die Eimerstange Simul. Widfinnr heißt ihr Vater; diese Kinder gehen hinter dem Monde her, wie man noch von der Erde aus sehen kann.

12. Da fragte Gangleri: Die Sonne fährt schnell, fast als wenn ihr bange wäre. Sie könnte ihren Gang nicht mehr beschleunigen, wenn sie für ihr Leben fürchtete. Da antwortete Har: Das ist nicht zu verwundern, daß sie so schnell fährt, denn ihr Verfolger ist nah, und sie kann sich nicht anders fristen, als daß sie ihre Fahrt beschleunigt. Da fragte Gangleri: Wer ist es, der sie so in Angst setzt? Har antwortete: Das sind zwei Wölfe; der eine, der sie verfolgt, heißt Sköll: sie fürchtet, daß er sie greifen möchte; der andere heißt Hati, Hrodwitnirs Sohn, der läuft vor ihr her und will den Mond packen, was auch geschehen wird. Da fragte Gangleri: Von welcher Herkunft sind diese Wölfe? Har antwortete: Ein Riesenweib wohnt östlich von Midgard in dem Wald, der Jarnwid (Eisenholz) heißt. In diesem Walde wohnen die Zauberweiber, die man Jarnwidiur nennt. Jenes alte Riesenweib gebiert viele Riesenkinder, alle in Wolfsgestalt und von ihr stammen die Wölfe. Es wird gesagt, der Mächtigste dieses Geschlechts werde der werden, welcher Managarm (Mondhund) heißt. Dieser wird mit dem Fleisch aller Menschen, die da sterben, gesättigt; er verschlingt den Mond und überspritzt den Himmel und die Luft mit seinem Blut; davon verfinstert sich der Sonne Schein und die Winde brausen und sausen hin und her. So heißt es in der Wöluspa:

Östlich sitzt die Alte im Eisengebüsch
Und füttert dort Fenrirs Geschlechts.
Von ihnen allen wird eins das schlimmste:
Des Mondes Mörder übermenschlicher Gestalt.
Ihn mästet das Mark gefällter Männer,
Der Seligen Saal besudelt das Blut.
Der Sonne Schein dunkelt in kommenden Sommern;
Alle Wetter wüten; wißt ihr, was das bedeutet?


13. Da fragte Gangleri: Wo geht der Weg vom Himmel zur Erde? Har antwortete und lachte: Nun hast du unklug gefragt. Hast du nicht gehört, daß die Götter eine Brücke machten vom Himmel zur Erde, die Bifröst heißt? Die wirst du gewiß gesehen haben; aber vielleicht nennst du sie Regenbogen. Sie hat drei Farben und ist sehr stark und mit mehr Kunst und Verstand gemacht als andere Werke. Aber so stark sie auch ist, so wird sie doch zerbrechen, wenn Muspels Söhne kommen, darüber zu reiten; und ihre Pferde müssen über große Ströme schwimmen. Da sprach Gangleri: Nicht dünkte es mich, daß die Götter die Brücke so fest gemacht haben, wenn sie zerbrechen mag; sie konnten sie doch so fest machen als sie wollten. Da antwortete Har: Die Götter haben keinen Tadel verdient wegen dieses Werkes. Bifröst ist eine gute Brücke; aber kein Ding in der Welt mag bestehen bleiben, wenn Muspels Söhne geritten kommen.

14. Da fragte Gangleri: Was tat Allvater, als Asgard gebaut war? Har antwortete: Zuvörderst setzte er Richter ein, die über das Schicksal der Leute entscheiden und die Einrichtungen in der Burg bewahren sollten. Das war an dem Orte, der Idafeld heißt, mitten in der Burg. Ihr erstes Geschäft war, einen Hof zu bauen, worin ihre Stühle standen, zwölf an der Zahl und überdies ein Hochsitz für Allvater. Es ist das beste und größte Gebäude der Welt, außen sowohl als innen von lauterem Gold. Diese Stätte nennt man Gladsheim. Sie bauten noch einen anderen Saal, da war die Wohnung der Göttinnen. Dieses Haus war auch sehr schön und die Menschen nennen es Wingolf. Danach legten sie Schmiedeöfen an, und machten sich dazu Hammer, Zange und Amboß und hernach damit alles andere Werkgerät. Darauf verarbeiteten sie Erz, Gestein und Holz und eine so große Menge des Erzes, das Gold genannt wird, daß sie alles Hausgerät von Gold hatten. Und diese Zeit heißt das Goldalter: es verschwand aber bei der Ankunft gewisser Frauen, die aus Jötunheim kamen. Danach setzten sich die Götter auf ihre Hochsitze und hielten Rat und Gericht, und gedachten, wie die Zwerge belebt würden im Staub und in der Erde gleich Maden im Fleisch. Die Zwerge waren zuerst erschaffen worden und hatten Leben erhalten in Ymirs Fleisch und waren da Maden. Aber nun nach dem Ausspruch der Götter erhielten sie Menschenwitz und Menschengestalt und wohnten in der Erde und im Gestein. Modsognir hieß einer dieser Zwerge und ein anderer Durin, wie es in der Wöluspa heißt:

Da gingen die Berater zu den Richterstühlen,
Hochheilge Götter hielten Rat,
Wer schaffen sollte der Zwerge Geschlecht
Aus des Meerriesen Blut und blauen Gliedern.
Da ward Modsognir der mächtigste
Dieser Zwerge, und Durin nach ihm.
Manche noch machten sie menschengleich
Der Zwerge von Erde wie Durin angab.

Und dieses, heißt es, sind die Namen dieser Zwerge:

Nyi und Nidi, Nordri und Sudri,
Austri und Westri, Althiosr, Dwalin,
Nar und Nain, Niping, Dain,
Biwör, Bawör, Bömbör, Nori,
Ori, Onar, Oin, Modwitnir,
Wig und Gandalf, Windalf, Thorin,
Fili, Kili, Fundin, Wali,
Thror, Throin, Theck, Lit, Wit,
Nyr, Nyrad, Reck, Radswid.

Und diese sind auch Zwerge und wohnen im Gestein wie jene in der Erde:

Draupnir, Dolgthwari, Hör, Hugstari,
Hlediolf, Gloin, Dori, Ori,
Duf, Andwari, Hepti, Fili,
Har, Siar.

Aber folgende kamen von Swarins Hügel gen Aurwang auf
Jöruwall, und von ihnen stammt Lofars Geschlecht. Dies sind ihre Namen:

Skirfir, Wirfir, Skafid, Ai,
Alf, Ingi, Eikinskialdi,
Fal, Frosti, Fid, Ginnar.


15. Da fragte Gangleri: Wo ist der Götter vornehmster und heiligster Aufenthalt? Har antwortete: Das ist bei der Esche Yggdrasil: da sollen die Götter täglich Gericht halten. Da fragte Gangleri: Was ist von diesem Ort zu berichten? Da antwortete Jafnhar: Diese Esche ist der größte und beste von allen Bäumen: seine Zweige breiten sich über die ganze Welt und reichen hinauf über den Himmel. Drei Wurzeln halten den Baum aufrecht, die sich weit ausdehnen: die eine zu den Asen, die andere zu den Hrimthursen, wo vormals Ginnungagap war; die dritte steht über Niflheim, und unter dieser Wurzel ist Hwergelmir und Nidhögg nagt von unten an ihr. Bei der andern Wurzel hingegen, welche sich zu den Hrimthursen erstreckt, ist Mimirs Brunnen, worin Weisheit und Verstand verborgen sind. Der Eigner des Brunnens heißt Mimir, und ist voller Weisheit, weil er täglich von dem Brunnen aus dem Giallarhorn trinkt. Einst kam Allvater dahin und verlangte einen Trunk aus dem Brunnen, erhielt ihn aber nicht eher, bis er sein Auge zum Pfand setzte. So heißt es in der Wöluspa:

Alles weiß ich, Odin, wo dein Auge blieb:
In der vielbekannten Quelle Mimirs.
Met trinkt Mimir jeden Morgen
Aus Walvaters Pfand: wißt ihr was das bedeutet?

Unter der dritten Wurzel der Esche, die zum Himmel geht, ist ein Brunnen, der sehr heilig ist, Urds Brunnen genannt: da haben die Götter ihre Gerichtsstätte; jeden Tag reiten die Asen dahin über Bifröst, welche auch Asenbrücke heißt. Die Pferde der Asen haben diese Namen. Sleipnir, das beste, hat Odin; es hat acht Füße; das andere ist Glad; das dritte Gyllir, das vierte Gier, das fünfte Skeidbrimir, das sechste Silfrintopp, das siebente Sinir, das achte Gils, das neunte Falhofhir, das zehnte Gulltopp, das elfte Lettfeti. Baldurs Pferd ward mit ihm verbrannt. Thor geht zu Fuß zum Gericht und watet über folgende Flüsse:

Könnt und Örmt und beide Kerlaug
Watet Thor täglich,
Wenn er hinfährt Gericht zu halten.
Bei der Esche Yggdrasil.
Denn die Asenbrücke steht all in Lohe,
Heilige Fluten flammen.

Da fragte Gangleri: Brennt denn Feuer auf Bifröst? Har antwortete: Das Rote, das du im Regenbogen siehst, ist brennendes Feuer. Die Hrimthursen und Bergriesen würden den Himmel ersteigen, wenn ein jeder über Bifröst gehen könnte, der da wollte. Viel schöne Plätze gibt es im Himmel, die alle unter dem Schutz der Götter stehen. So steht ein schönes Gebäude unter der Esche bei dem Brunnen: aus dem kommen die drei Mädchen, die Urd, Skuld und Werdani heißen. Diese Mädchen, welche aller Menschen Lebenszeit bestimmen, nennen wir Nornen. Es gibt noch andere Nornen, nämlich solche, die sich bei jedes Kindes Geburt einfinden, ihm seine Lebensdauer anzusagen. Einige sind von Göttergeschlecht, andere von Alfengeschlecht, noch andere vom Geschlecht der Zwerge, wie hier gesagt wird:

Gar verschiednen Geschlechts scheinen mir die Nornen,
Und nicht eines Ursprungs.
Einige sind Asen, andere Alfen,
Die dritten Töchter Dwalins.

Da sprach Gangleri: Wenn die Nornen über das Geschick der Menschen walten, so teilen sie ihnen schrecklich ungleich aus. Die einen leben in Macht und Überfluß, die anderen haben wenig Glück noch Ruhm; die einen leben lange, die andern kurze Zeit. Har antwortete: Die guten Nornen und die von guter Herkunft sind, schaffen Glück, und geraten einige Menschen in Unglück, so sind die bösen Nornen schuld.


16. Da fragte Gangleri: Was ist weiter Merkwürdiges von der Esche zu sagen? Har antwortete: Gar viel ist davon zu sagen. Ein Adler sitzt in den Zweigen der Esche, der viel Dinge weiß, und zwischen seinen Augen sitzt ein Habicht, Wedfölnir genannt. Ein Eichhörnchen, das Ratatösk heißt, springt auf und nieder an der Esche und trägt Zankworte hin und her zwischen dem Adler und Nidhögg. Und vier Hirsche laufen umher an den Zweigen der Esche, und beißen die Knospen ab. Sie heißen: Dain, Dwalin, Dunneir, Durathror. Und so viel Schlangen sind in Hwergelmir bei Nidhögg, daß es keine Zunge zählen mag. So heißt es hier:

Die Esche Yggdrasil duldet Unbill
Mehr als Menschen wissen:
Der Hirsch weidet oben, hohl wird die Seite,
Unten nagt Nidhögg.
Ferner heißt es:
Mehr Gewürm liegt unter der Esche Wurzel
Als ein unkluger Affe meint:
Goin und Moin, Grafwitnirs Söhne,
Grabak und Grafwöllud;
Ofnir und Swafnir sollen ewig
Von der Wurzel Zweigen zehren.

Auch wird erzählt, daß die Nornen, welche an Urds Brunnen wohnen, täglich Wasser aus dem Brunnen nehmen und es zugleich mit dem Dunger, der um den Brunnen liegt, auf die Esche sprengen, damit ihre Zweige nicht dorren oder faulen. Dieses Wasser ist so heilig, daß alles, was in den Brunnen kommt, so weiß wird wie die Haut, die inwendig in der Eierschale liegt. So heißt es:

Begossen wird die Esche, die Yggdrasil heißt,
Der geweihte Baum, mit weißem Nebel.
Davon kommt der Tau, der in die Täler fällt.
Immergrün steht er über Urds Brunnen.

Den Tau, der von ihr auf die Erde fällt, nennt man Honigtau: davon ernähren sich die Bienen. Auch nähren sich zwei Vögel in Urds Brunnen, die heißen Schwäne und von ihnen kommt das Vogelgeschlecht.


17. Da sprach Gangleri: Große Dinge weißt du vom Himmel zu berichten; aber was für andere Hauptgebäude gibt es noch außerdem an Urds Brunnen? Har antwortete: Da sind noch manche merkwürdige Stätten. So ist eine Wohnung, die Alfheim heißt. Da haust das Volk, das man Lichtalfen nennt: aber die Schwarzalfen wohnen unten in der Erde, und sind jenen ungleich von Angesicht, und noch viel ungleicher in ihren Verrichtungen. Die Lichtalfen sind schöner als die Sonne von Angesicht; aber die Schwarzalfen schwärzer als Pech. Da ist auch eine Wohnung, die Breidablick heißt, und das ist die schönste von allen. Ein anderes Gebäude heißt Glitnir: dessen Wände, Säulen und Balken sind von rotem Gold und das Dach von Silber. Da ist auch ein Bau, der Himinbiörg (Himmelsburg) heißt, der steht an des Himmels Ende, da wo die Brücke Bifröst an den Himmel reicht; da ist ferner ein großer Saal, der Walaskialf heißt: das ist Odins Saal. Ihn schufen die Götter und deckten ihn mit schierem Silber. In diesem Saal ist der Hochsitz, der Hlidskialf heißt, und wenn Allvater auf diesem Hochsitz sitzt, so übersieht er die ganze Welt. Am südlichen Ende des Himmels ist der Palast, der Gimle heißt, und der schönste von allen ist und glänzender als die Sonne. Er wird stehen bleiben, wenn sowohl Himmel als Erde vergehen, und alle guten und rechtschaffenen Menschen aller Zeitalter werden ihn bewohnen. So heißt es in der Wöluspa:

Einen Saal sah ich lichter als die Sonne,
Mit Gold gedeckt, auf Gimles Höhn.
Da werden bewährte Leute wohnen,
Und ohne Ende der Ehren genießen.

Da fragte Gangleri: Wer bewahrt diesen Palast, wenn Surturs Lohe Himmel und Erde verbrennt? Har antwortete: Es wird gesagt, daß es einen Himmel südlich und oberhalb von diesem gebe, welcher Andlang heiße. Und noch ein dritter Himmel sei über ihnen, welcher Widblain heiße, und in diesen Himmel, glauben wir, sei der Palast gelegen und nur von den Lichtalfen glauben wir diesen Palast jetzt bewohnt.

18. Da fragte Gangleri: Woher kommt der Wind, der so stark ist, daß er das Weltmeer aufrührt und Feuer anfacht? Aber so stark er ist, kann ihn doch niemand sehen: wie ist das wunderlich beschaffen! Da antwortete Har: Das kann ich dir wohl sagen. Am nördlichen Ende des Himmels sitzt ein Riese, der Hräswelg (Leichenschwelger) heißt. Er hat Adlergestalt und wenn er zu fliegen versucht, so entsteht der Wind unter seinen Fittichen. Davon heißt es so:

Hräswelg heißt, der an Himmels Ende sitzt,
Im Adlerkleid ein Jote.
Mit seinen Fittichen facht er den Wind
Über alle Völker.


19. Da fragte Gangleri: Wie kommt es, daß der Sommer heiß ist und der Winter kalt? Har antwortete: Nicht soll ein kluger Mann also fragen, denn hiervon weiß ein jeder Kunde zu geben. Wenn du aber allein so unwissend bist, daß du dies nie gehört hast, so will ich dir lieber zulassen, daß du einmal unweise fragst, als daß du länger dessen unkundig bleibst, was ein jeder wissen sollte. Swasud heißt der Vater des Sommers; der ist so wonnig, daß nach seinem Namen alles süß heißt, was milde ist. Aber der Vater des Winters heißt bald Windloni (Windbringer), bald Windswal (Windkühl), und dieses Geschlecht ist grimmig und kaltherzig und der Winter artet ihm nach.

20. Da fragte Gangleri: Welches sind die Asen, an welche die Menschen glauben sollen? Har antwortete: Es gibt zwölf göttliche Asen. Da sprach Jafnhar: Die Asinnen sind nicht minder heilig und ihre Macht nicht geringer. Da sprach Thridi: Odin ist der vornehmste und älteste der Asen. Er waltet aller Dinge, und obwohl auch andere Götter Macht haben, so dienen ihm doch alle wie Kinder ihrem Vater. Seine Frau ist Frigg; sie weiß aller Menschen Geschick, obgleich sie es keinem vorhersagt. So wird berichtet, daß Odin selbst zu dem Asen sagte, der Loki heißt: Irr bist du, Loki, daß du selber anführst Die schnöden Schandtaten. Wohl weiß Frigg alles was sich begibt Ob sie schon es nicht sagt. Odin heißt Allvater, weil er aller Götter Vater ist, und Walvater, weil alle seine Wunschsöhne sind, die auf dem Walplatz fallen. Sie werden in Walhall und Wingolf aufgenommen und heißen da Einherjer. Er heißt auch Hangagott oder Haptagott, Farmagott und nannte sich noch mit vielen Namen, als er zu König Geirröd kam.

Ich heiße Grimur und Gangleri,
Herian, Hialmberi,
Theck, Thridi, Thud, Udr,
Helblindi und Har.
Sad, Swipal und Sanngetal,
Herteit und Hnikar,
Bileig und Baleig, Bölwerk, Fiölnir,
Grimnir, Glapswid, Fiölswid.
Sidhött, Sidskegg, Siegvater, Hnikud,
Allvater, Atrid, Farmatyr,
Oski, Omi, Jafnhar, Biflindi,
Gondlir, Harbard.
Swidur, Swidrir, Jalk, Kialar, Widur,
Thror, Yggr, Thund, Wak, Skilfing,
Wafud, Hroptatyr, Gaut, Weratyr.

Da sprach Gangleri: Erschrecklich viel Namen habt ihr ihm gegeben, und wohl glaube ich, daß er sehr klug sein müsse, der weiß und angeben kann, welche Begebenheiten einen jeden dieser Namen veranlaßt haben. Da antwortete Har: Wohl gehört Klugheit dazu, das genau zu erörtern; aber doch ist davon in der Kürze zu sagen, daß zu den meisten dieser Benennungen Veranlassung gab, daß so vielerlei Sprachen in der Welt sind, denn alle Völker glaubten, seinen Namen nach ihrer Zunge einrichten zu müssen, um ihn damit anzurufen und anzubeten. Ander Veranlassungen zu diesen Namen müssen in seinen Fahrten gesucht werden, die in alten Sagen berichtet werden, und du magst mitnichten ein kluger Mann heißen, wenn du nicht von diesen merkwürdigen Begebenheiten zu erzählen weißt.

Die Snorra-/Jüngere Edda, 1851 durch Karl Simrock übersetzt.

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