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Asatru-Gedichte von mir ~
Der Gast
Melodie: Eure Wahl
Ich hörte ein Lied pfeifen vor meiner Tür,
Die ich stets gegen Fremde verschloß, und zwar gut.
Wie sie urplötzlich aufsprang, erschrak ich mich schier,
Der Wind blies herein mit unbändiger Wut.
Ein großer Mann stand dort, unheimlich, ergraut,
Ich wollt' mich verstecken, und fliehen noch mehr;
Doch irgendwas an ihm schien allzu vertraut,
Der Hund bellte nicht, so wußt' ich: Es war Er.
Das Willkommen wurd' so, wie's ein Geizhals konnt'
richten,
Denn lange schon war'n keine Gäste hier drin;
Es störte ihn nicht; er erzählte Geschichten
Bis ich lang nach Mitternacht eingenickt bin.
Als ich morgens erwachte, war er gegangen,
Kalte Asche im Herd, keine Spur von ihm da;
Nur der Erinnerung schmerzlich Verlangen
Bestätigte mir, daß er gestern hier war.
Halb seufzend, halb lächelnd ging ich an mein
Tagwerk,
Derweil pfiff sich draußen der Nordwind ein Lied.
Meine Tür bleibt nun auf, und ich seh Gäste gern:
Ich bin mir ganz sicher, daß Er mich noch sieht.
© 2007 Michaela
Macha
- Ihr dürft meine Gedichte gerne für
Euch selbst privat
ausdrucken und verwenden.
Falls Ihr etwas weiter verbreiten wollt (im Internet, für Rituale o.ä.),
bitte fragt
mich vorher. Danke! -
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